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Mein Erfahrungsbericht vom Megamarsch Bremen 2025

Aktualisiert: 19. Sept.



Ich bin Markus – jemand, der gerne mal seine Komfortzone verlässt, wenn es darum geht, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Früher war das im Kampfsport, aber nach 16 Jahren und einem Job im Dreischicht-Rhythmus wollte ich etwas anderes ausprobieren. Und plötzlich stand die Idee im Raum: Megamarsch. Warum nicht, dachte ich mir. Schließlich geht’s ja nur um eine lange Wanderung, oder? ;)


   Thorsten (rechts), Markus (Mitte) und Annika (links)
Thorsten (rechts), Markus (Mitte) und Annika (links)

Wie es dazu kam, dass ich einen Megamarsch absolvieren wollte:


2024 entschloss ich mich, am RV Fit Programm der Deutschen Rentenkasse teilzunehmen: ein einwöchiges Programm, das darauf ausgelegt ist, die körperliche Fitness und Beweglichkeit zu steigern. Mein persönliches Ziel war es, endlich wieder mehr Beweglichkeit zu gewinnen und meine etwas steif gewordenen Gelenke mal wieder richtig durchzubewegen. Während des RV Fit Programms wurde ich dann auf vier Leute aufmerksam, die nachmittags immer kleine Wanderungen unternahmen. 


Da meine Tischnachbarin ebenfalls interessiert war, fragten wir kurzerhand, ob wir mitlaufen dürfen – und so geschah es: Am nächsten Tag absolvierten wir eine große Wanderung von 18 km. Ich war total erschöpft, als ich wieder im Hotel ankam. Am folgenden Tag wollten sie eine noch größere Runde gehen und ich war wieder dabei. Bei jeder Steigung rang ich nach Luft und meinte: „Wenn da oben eine Bank ist, gehört die mir!“ So ging es Tag für Tag weiter.


Am vorletzten Tag machten wir eine gemeinsame Abschlussrunde. Dabei erwähnte ich, dass meine Tochter bei Megamarsch arbeitet und ich mir gut vorstellen könnte, mit dieser Gruppe mal einen Megamarsch zu absolvieren. So kam es, dass sich noch drei weitere Leute gemeinsam mit mir für den Megamarsch in Bremen anmeldeten: Thorsten, Annika und Helge.

Damit ich eine realistische Chance hatte, das Ziel zu erreichen, hat mir mein Töchterchen Michelle den Megamarsch mit den wenigsten Höhenmetern rausgesucht – danke dafür! 



Tag des Starts


Am Tag des Events erreichte uns die Nachricht, dass Helge leider krankheitsbedingt ausfällt, wir waren also nur noch zu dritt.

Start war um 08:00 Uhr. Annika erwähnte ganz salopp: „Wir müssen aber bis spätestens 18:00 Uhr im Ziel sein, sonst komme ich nicht mehr nach Hause – mein Mann hat noch Vorstandssitzung im Schützenverein.“ Ich natürlich: „Kein Ding! Genau mein Tempo.“ – Das hatte ich in der Vorbereitung ja auch immer locker geschafft.

Meine längste Distanz vor dem ersten Megamarsch waren allerdings nur 25 km am Stück. Alles, was am Eventtag darüber hinausging, war also mein persönlicher Rekord.


Nach den ersten Kilometern merkte ich allerdings, dass meine Auswahl an Wanderschuhen inklusive der extra neu angefertigten orthopädischen Einlagen keine gute Idee war. Ich sagte zu Thorsten und Annika, dass ich an der VPS 1 unbedingt meine Einlagen wechseln müsse.


Gesagt, getan. An der VPS 1 gab es alles, was der Körper und Kreislauf braucht und vor allem: unglaublich nette, liebevolle Menschen, die hinter den Ständen alle Hände voll zu tun hatten. Sie versorgten uns mit einem Lächeln, erfüllten jeden Wunsch und sorgten dafür, dass man schnell weitermachen konnte.



Nächste Etappe: VPS 2


Was faszinierend war: Wir trafen immer wieder auf dieselben Leute, die auch am Start vor oder hinter uns waren, man kannte sich, lief ein Stück gemeinsam und das Reden lenkte ein bisschen vom Schmerz ab. Trotz Einlagenwechsel spürte ich ein zunehmendes Unwohlsein unter den Füßen. Zum Glück erinnerte ich mich an Thorstens guten Tipp aus unserer WhatsApp-Gruppe: „Nimm ein zweites Paar Schuhe mit!“


Kurz vor der VPS 2 meinte ich also nur: „Leute, ich muss jetzt die Schuhe wechseln.“


An der VPS 2 angekommen, lief alles in Rekordzeit ab: Wasser auffüllen, eine Banane mit Motivationsspruch finden, Gewürzgurken schnappen, Schuhe wechseln - und weiter.


Ab hier war klar: Für meine Füße kann ich jetzt nichts mehr tun.Also trieb ich meinen Ehrgeiz an, den Schmerz auszublenden, jedes Gespräch, das auch nur im Ansatz mit Füßen, Blasen oder Schmerzen zu tun hatte, lenkte ich sofort um oder sagte: „Sorry, kann ich grad nicht drüber sprechen”.

Unter meinen Füßen bahnte sich etwas Großes an. Nein, etwas Riesengroßes. Das Gefühl war etwa so, als würde man mit einer Getränkekiste auf einer Packung Mozzarella balancieren, die jeden Moment platzen könnte.


Nach Kilometer 30 war’s dann soweit: Beim Runtersteigen von einem etwas höheren Bordstein platzte die Mozzarella-Packung.

Ein kurzer „Wow-Effekt“ durchströmte meinen Geist. Was jetzt? Aufgeben? Sanitäter rufen?NEIN!

Beflügelt durch ein „Weiter so, Papa!“, was mit Kreidespray auf den Boden gesprüht war, schaltete ich meine Schmerzrezeptoren ab – mental gestützt durch meinen alten Kampfsport-Lehrer Klaus, der mir flüsternd zurief:„Nicht aufgeben, Du schaffst das!“


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Nächste Etappe: VPS 3


Ich beschloss: An der VPS 3 wird sich nicht hingesetzt. Und ich schaue auch nicht dabei zu, wie andere ihre Schuhe ausziehen und ihre Füße verarzten.


Also: Noch schneller als an der VPS 2: Wasserflasche mit Elektrolyten auffüllen, Bauch mit Erdnüssen, Gewürzgurken und drei Bechern Cola vollstopfen, und ab zur VPS 4.


Die Gespräche auf dem Weg wurden ruhiger.

Man sah viele Teilnehmende, völlig entkräftet, die mit letzter Kraft ihre Banane mit Motivationsspruch verspeisten, bereit, alles zu tun, um das Ziel zu erreichen. Ich – mittendrin. Tausend Gedanken im Kopf, aber kein einziger übers Aufgeben.


Wer mich kennt, weiß: Ich bin ein praktisch denkender Mensch, kein Fan von Theorie oder Berechnungen. Mein Motto: „Alles geht, nur Frösche hüpfen.“


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Nächste Etappe: VPS 4


So musste sich also der Frosch fühlen – ich hüpfte auch … von einem Blasenfuß auf den anderen.


An einer Kreuzung standen wir an einer Ampel.

Ein junges Mädchen war dort, und ich fragte: „Hoffentlich ist gleich die nächste Station da?“Sie zückte ihr Handy, lächelte und sagte: „Noch gut 3 km.“ Wir gingen die Strecke zu viert. Sie erzählte, dass sie vor 14 Tagen schon einen 50 km-Lauf gemacht hatte und immer noch Blasen an den Füßen habe.

Sie wusste ja nicht, dass ich mir meine Blasen schon ab Kilometer 5 neu erarbeitet hatte und jetzt quasi im Endstadium war: Mozzarella alla Pomodoro im 42er Laufschuh.



Ankunft an der VPS 4


Hier trennten sich unsere Wege. Wir waren sichtlich angeschlagen, erschöpft. In etwas langsameren Tempo nahmen wir Nahrung auf, füllten unsere Flaschen und schlichen los.



Letzte Etappe: Auf ins Ziel!


Beim Verlassen der VPS 4 sah ich das Mädchen mit den Blasen beim Sanitäter im RTW.Ich traute meinen Augen kaum, welche Blessuren da versorgt wurden. Ganz klar: überbackener Mozzarella. Sie muss tierische Schmerzen gehabt haben.


Ich rief ihr zu: „Wir sehen uns im Ziel!“

Sie lächelte: „Bestimmt – oder beim nächsten Lauf!“


Ich war sprachlos. Und ging einfach weiter.

Mittlerweile scannte ich den Boden mit Adleraugen, jedes noch so kleine Steinchen wurde umgangen. Annika neben mir kämpfte auch, der doppelte Bandscheibenvorfall meldete sich. Wir motivierten uns gegenseitig. Und Thorsten? Wo war Thorsten?

Ich drehte mich um, er lief 10 Meter hinter uns mit einer Teilnehmerin, die ans Aufgeben dachte.

Doch sie hatte die Rechnung ohne unseren Thorsten gemacht – der Motivator schlechthin. Ein super Zuhörer, mit unzähligen Geschichten im Kopf, die er so charmant erzählte, dass man in seiner Nähe vermutlich über glühende Kohlen laufen würde.



Ziel in Sicht: DAS STADION!


Man konnte es endlich sehen: das Stadion. Jetzt kamen die Wegweiser, das „Ziel“-Schild – und der letzte Schub an Energie.


Exakt um 18:15 Uhr erreichten wir das Ziel.


Meine Frau hängte mir die Medaille um – sie hatte den Tag gemeinsam mit Michelle am Start und Ziel gearbeitet, um einmal hinter die Kulissen vom Megamarsch zu schauen. Für mich haben die beiden diesen Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht – ich bin so dankbar, sie an meiner Seite zu haben.

Danke!


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So fühlt es sich also an, wenn man körperlich an seine Leistungsgrenze gebracht wird – und trotzdem das Ziel erreicht. Ich kann nur eins sagen:


Wenn sich die Füße wie eine aufgeplatzte Mozzarella-Packung anfühlen, war man zu 100 % dabei – und hat entweder nicht mehr alle Tassen im Schrank oder schon das nächste Ticket in der Tasche. ;)


In diesem Sinne: für mich war es ein Lauf fürs Leben.

Wir sehen uns an der Ostsee!


Sportliche Grüße,

Markus


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