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Team Megamarsch

MEGAMARSCH SYLT 2019 - MITARBEITER MITTEN DRIN, STATT NUR DABEI


Moin Megamarscher,

in diesem Blogbeitrag möchte ich Dich an meinen Erfahrungen von der eigenen Teilnahme beim wohl härtesten Megamarsch, den wir zu bieten haben, teilhaben lassen.

Bevor es losgeht ein kurzer Überblick zu mir, damit Du auch weißt, wer Dir das alles erzählt:

Ich bin Timo, 20 Jahre alt, und dualer Student der hundert24 GmbH, eher bekannt als „Megamarsch“. Dort bin ich hauptsächlich im Bereich Marketing und PR tätig. Aber auch die Unterstützung auf den Events gehört zu meinem Aufgabenbereich dazu. Außerhalb des Büros gehe ich gerne in Fitnessstudio. Bis vor kurzem habe ich noch HipHop getanzt, weshalb ich vermutlich den Megamarsch besser durchhalten konnte als eigentlich erwartet, aber dazu später mehr. Sport ist also meine größte Leidenschaft und ich glaube, dass sich das beim Megamarsch Spezial Sylt gut ausgezahlt hat.

Der Megamarsch Spezial Sylt startete somit für mich schon am Freitagmorgen um 5 Uhr. Treffen am Büro und gemeinsames Losfahren nach Sylt war angesagt. Den restlichen Teil werde ich nun überspringen und zu dem Teil übergehen, von dem ich Dir ausführlich erzählen möchte.

Los ging es am Samstagmorgen zum Start. Auf dem Weg zur Musikmuschel merkte ich schon, das Wetter wird uns den Marsch nicht einfach machen. Dennoch sehr motiviert und gut gelaunt traf ich am Start auf meine Arbeitskollegen, die schon aller Hand zu tun hatten. Ich unterstützte sie bis 11:30 Uhr, damit sich keine langen Schlangen beim Check-In bildeten. Die Aufregung stieg von Minute zu Minute, aber durch den Support beim Check-In konnte ich mich nochmal etwas ablenken, bevor es dann los ging. Auch meine Mutter und ihr Freund Frank haben den weiten Weg auf sich genommen und damit waren meine Wanderbuddies schnell geklärt. Schon erstaunlich, mal den Start als Teilnehmer zu erleben und genau zu wissen, was deine Kollegen schon geleistet haben und vor allem noch leisten werden. Um kurz vor 12 Uhr startete Marco, unser Mitgründer und Geschäftsführer, die Moderation. Auch er stellte sich dieses Jahr schon zum zweiten Mal der Challenge seines Lebens auf Sylt. Ich stellte mich kurz neben ihm in die Musikmuschel und hörte ihm gespannt zu.

Die 10 Minuten vergingen wie im Flug und zack, da läutete schon unsere Glocke zum Start. Mit vielen Glücks- und Erfolgswünschen wurde ich von meinen Kollegen auf die Strecke geschickt. Zusammen mit meiner Mutter und Frank gingen wir als einer der letzten der Gruppe los. Unser Ziel: 100 Kilometer in etwa 5 Km/h wandern. Am Anfang noch schnell Sebastian, einen sehr engagierten Teilnehmer von uns, getroffen und kurz miteinander geschnackt. Er freute sich sehr auf die 100 Kilometer und auch darauf, dass ich das erste Mal mitlaufen werde. Zügig zog er aber sein Tempo an und überholte in Windeseile viele Teilnehmer und das dann noch in kurzer Hose bei 14 Grad am Tag und Windgeschwindigkeiten von bis zu 60 Km/h, einfach unglaublich. So ging es dann zu dritt Meter für Meter.


Bis zur VPS1 wurde viel am Meer entlang, über Sand und durch kleinere Dörfer gewandert. Vom Ausblick meiner Meinung nach, die schönste Etappe. Zwischendurch mussten wir zwei Mal anhalten, kurz einen Toilettenstopp eingelegt und einmal kurz Pause gemacht, um unsere Regenhosen anzuziehen, denn der Regen wartete schon auf uns. Beim zweiten kurzen Stopp holte uns plötzlich unser Schlussläufer Wolfgang ein, dabei waren wir gar nicht mal langsam unterwegs. Der Rückenwind gab uns dabei einen kleinen Schub nach Vorne. Nun legte ich aber doch ein schnelleres Tempo ein, mit dem Gedanken im Hinterkopf „unser Schlussläufer sitzt mir im Nacken“. Meine Mutter und Frank hielten die 5 Km/h bei. Im Norden von Sylt angekommen, bekam ich den ersten Eindruck von dem, was in der Nacht noch viel härter werden sollte. Entlang des Deiches vor List erwartete mich und viele Teilnehmer, die ich eingeholt hatte, ein ordentlicher Kampf gegen den Wind. Der Seitenwind war so stark, dass ein Gang in gefühlt 45 Grad zur Senkrechten schon normal wirkte. Vom Deich runter wurde es wieder entspannter und die VPS 1 folgte zügig nach ca. 21 Kilometer. Schnell einen Abstecher zur Toilette gemacht und was getrunken, kamen auch meine Wanderbuddies an. Es war noch viel los, dennoch leerte sich der Raum zügig nach nur 15 Minuten. Es war ca. 16:15 Uhr. Körperlich alles in bester Ordnung, eine Bonbondose an meinen Kollegen Daniel übergeben (mein Etappenziel: an jeder VPS ankommen und meinen Kollegen eine kleine Überraschung „Bonbondose mit Sylter Hustenbonbons“ zu überreichen) und uns gemeinsam noch ein alkoholfreies Bier von Krombacher getrunken.



Nun wurde die restliche Strecke zusammen erwandert. Mit positiven Gedanken und das Ziel vor Augen machten wir Kilometer für Kilometer gut. Immer wieder überholten wir vereinzelt Teilnehmer und man merkte, dass sich das Teilnehmerfeld langsam aber sicher in die Länge zieht. Der Regen setzte immer mal wieder ein und wurde stärker, aber dank meiner 5-lagigen Klamottenschicht, ein Hoch auf das Zwiebelsystem, wurde mir nicht mal ansatzweise kalt oder meine Klamotten nass. Die Dämmerung setzte ein und bevor wir Kilometer 40 erreichten, war es stockduster. Das erste Mal mental zu kämpfen, hatte ich nach dem Kilometerschild 40, das leider überhaupt nicht mit meinen Daten von Komoot übereinstimmte, aber das Problem mit dem GPS kenne ich ja bereits zu genüge.


Leider verliefen wir uns kurz danach noch und machten eine kurze Rast an einer überdachten Bushaltestelle. Während ich über Komoot und per Telefon mit Daniel versuchte herauszufinden, wo es weiter geht, musste sich Frank das erste Mal auf Grund von Kreislaufproblemen hinsetzen. Er hatte zu wenig gegessen, aber nach zwei Müsliriegeln und einer kurzen Pause kam sein Kreislauf wieder ordentlich in Schwung und er strahlte vor Power. Den Weg wiedergefunden ging es weiter. Die Stirnlampen erleuchteten uns den Weg. Dennoch war es nicht immer leicht zu sehen, wo man hintrat und somit folgte schon mal die ein oder andere kleine Stolperfalle, aber alles nochmal gut gegangen.

Wir erreichten die VPS2 und waren heilfroh, angekommen zu sein. Etwas gereizt besprach ich mit meinem Kollegen Justus die vergangene Etappe und die teilweise fehlenden Markierungen, die aufgrund des Windes den Bedingungen nicht standgehalten haben. Sowie an VPS 1 aß ich auch an VPS 2 sehr wenig. Auf dem gesamten Lauf hatte ich so wenig Hunger, wie gefühlt noch nie, erst dachte ich, dass irgendwas nicht stimmt, aber ich brauchte einfach nichts. Ein zwei Riegel oder mal eine Gurke und ein paar Nüsse und der Hunger war gegessen. Wichtiger wurde für mich das Wasser, wovon ich immer mehr trank. Wir machten eine Pause und legten uns auf die Bühne der VPS 2, um unsere Füße zu entspannen. Seit Kilometer 25 machten sich meine Füße ab und zu bemerkbar, hier und da drückte es mal aber die großen Schmerzen blieben erstmal aus. Nur mein Rücken war etwas unangenehm, da der Rucksack ein wenig zu schwer war. Nach 25 Min gingen wir also weiter. Ich trank noch meinen Energydrink, der mich hellwach machte.

Die nächste Etappe war nicht nur die kürzeste, sondern auch die schnellste. Nach weiteren 10 Km folgte die VPS3. Auf dem Weg dorthin wurde der Regen mehr und mehr. Die Füße und meine rechte Hüfte meldeten sich auch immer öfter. Leider auch, wie befürchtet, mein rechtes Knie, was ich aber zum Glück vorsorglich habe tapen lassen und somit wurde dies für mich nicht als zu sehr zum Hindernis. Ich war trotzdem noch voller Power und habe schon zu meiner Mutter gesagt: Ich werde durchs Ziel laufen, egal was noch kommt. Frank war auch noch gut dabei und stärkte meine Willenskraft durch seine gute Laune. Nur meine Mutter stand kurz vor dem Aus. Sie hatte keine Schmerzen am Fuß und auch sonst keine Probleme bis auf ihren Magen. Irgendwas bekam ihr nicht so gut, vermutlich hat sie etwas von den Cabanossi gegessen und bei fettigen Dingen macht ihr Magen gerne mal Alarm. Somit musste sie sich entscheiden, ob es für sie noch weitergeht oder nicht. Ich machte ihr einen heißen Pfefferminztee, der ihr sehr gut getan hat. Ich habe schon mit den Gedanken spielen müssen, meiner Mutter eine Urkunde mit 50 Km ausstellen zu müssen, was auch eine beachtliche Leistung ist, aber unser Ziel war ja schließlich der gemeinsame Einlauf ins Ziel. Sie machte aber weiter und blieb tapfer. Nun waren wir immer fast die letzten vor Wolfang (der Schlussläufer), aber mit der Zeit fest im Blick war alles in Ordnung.

Zur Schließung der VPS 3 machten wir uns auf die nächste Etappe und das was jetzt kommt, habe ich bis jetzt in meinen 20 Jahren nicht ein einziges Mal in sportlicher Hinsicht erlebt. Bis ca. 55 Kilometer ging es zügig voran. Und dann folgte der härteste und anstrengendste Part für unsere Körper. Aus diesem Grund habe ich auch den Megamarsch Spezial Sylt 2019 in meinem Kopf unter dem Titel: „Megamarsch Sylt - Zwischen Himmel und Hölle“ abgespeichert. Erstmal ging es ca. 8 Km nur geradeaus entlang des Deiches vorbei. Da der Wind beachtlich stark von Vorne kam, hatten wir mit ordentlich Gegenwind zu kämpfen. Frank hat mir viel Windschutz gegeben, da ich sehr mit dem Wind zu kämpfen hatte. Der Druck in meinen Schuhen wurde immer stärker und ich traute mich schon nicht mehr, die Schuhe auszuziehen, aus Angst die Schuhe danach nicht mehr richtig anziehen zu können oder mögliche Blasen kaputt zu machen. Auch meine Hüfte wurde so stark durch den Wind belastet, dass der Druck langsam schmerzhaft wurde. Am Ende des Deiches angekommen, legten wir nochmal eine kurze Pause auf einer Bank ein und dort trafen wir auch auf Torsten, ein junger Kerl, vielleicht Mitte 20, der vor einer kleinen Scheune saß und per Telefon versuchte, ein Taxi zu bekommen. Sichtlich erschöpft wollte er abbrechen, doch meine Mutter und Frank bauten ihn so auf, dass er sich uns anschloss und uns tapfer bis zur VPS 4 folgte.

Für mich folgte nun der größte Albtraum der Strecke. Das Rantumer Becken. Kurz gefasst: 4 Kilometer lang, Windgeschwindigkeiten von ca. 65 Km/h, Niederschläge von 1 Liter auf den Quadratmeter. Ich sehe mich heute noch fluchend auf dem Damm, quälend Schritt für Schritt weitergehend. Wir hakten uns gemeinsam ein und versuchten, den kräftigen Windmassen standzuhalten. Links und rechts von uns der Abgrund ins schwarze Nichts. Immer wieder drückte uns der Wind in den Abgrund aber wir hielten stand. Ich wurde immer kleiner und versuchte so wenig wie nur möglich an Masse dem Wind entgegen zu setzten. Meine Mutter stützte mich und nach 2 Kilometern hielt mich Frank fest. Ich konnte nicht mehr. Fast keine Kraft mehr, um nach vorne zu kommen, musste es aber weitergehen. Ich verfluchte den Wind, den Regen, den gefühlt endlosen Damm, einfach alles. Ich habe mich noch nie so schwach wie in dieser Nacht gefühlt. Ich dachte, ich komme nie an mehr an. Der Wind weht mich einfach ins Meer. Mit den Sätzen: „Ich hasse diesen Wind“ oder „Wie kann ein Wind so schlimm sein“ ging es weiter. Meine Mutter versuchte, mich immer wieder aufzubauen, sagte immer wieder: „Du schaffst das, gleich hast Du es geschafft, wir sind gleich da“. Doch diese Worte wollten mir einfach nicht mehr helfen, ich wollte nur noch runter von diesem *****Damm.


Doch dann folgte eines der schönsten Gefühle für mich in der Nacht. Nach 4 Km und fast einer Stunde sprach mein Navi wieder mit mir und sagte: Nach 50 m rechts dem Weg folgen. Juhuuuuuu!!!! Wir haben das Rantumer Becken bezwungen. Und wie von Geisterhand ging es mir wieder viel besser. Dennoch musste ich deutlich erschöpft erstmal an der nächsten Bank eine Pause einlegen. Auch meine Mutter, Frank und Torsten waren sehr erschöpft. Hier ein riesen Dankeschön an meine Mutter und Frank! Ohne Euch hätte ich es sicherlich nicht geschafft und hätte an der VPS 4 aussteigen müssen. Durch eure Worte gabt ihr mir die nötige Kraft und den Mut, den man bei so seiner Challenge braucht.

Nun kamen wir an VPS4 an oder sollte ich sagen: am Lazarett?! Eine Rettungsdecke folgte der anderen, es raschelte und glitzerte, wo man nur hinhörte und -guckte. Ich glaube, wir waren nicht die Einzigen, die so mit dieser Etappe zu kämpfen hatten. Es machte zumindest den Anschein. Die Beine sofort hochgelegt, wurde erstmal 20 Minuten entspannt. Hier kam der wohl traurigste Moment an diesem Megamarsch für mich. Mama und Frank möchten abbrechen. Auch ich sollte ihrer Meinung nach nicht weitermachen. Sie meinten, es wäre zu gefährlich für mich alleine weiterzuwandern, denn meine Kraftreserven waren bei vielleicht noch 20%. Aber ich wollte nicht. Ich habe nur noch gesagt: Nein, ich ziehe das hier durch, egal was passiert. Innerlich habe ich mir sehr gut überlegt, ob ich wirklich weitermachen möchte, aber irgendwie gab es für mich immer nur eine Option: Weitermachen bis zum Schluss. Ich bin ja schließlich nicht so weit gewandert, um dann abzubrechen. Da kommt dann doch einfach mein Sportsgeist und mein Kampfschwein in mir durch. Wie am Anfang erwähnt, war das ganz gut antrainiert, da wir teilweise schon beim HipHop Leistungssport betrieben haben und ich teilweise Trainingseinheiten von bis zu acht mal die Woche geleistet habe. Mama und Frank, sowie auch Torsten, der so froh war, uns getroffen zu haben, und es dank meiner Mutter und Frank bis zur VPS 4 geschafft hat, fuhren mit dem Shuttle zurück zum Start und gingen mit Stolz nach Hause und den Gedanken, gute 67 Kilometer bei solchen Bedingungen geschafft zu haben. Meine Mutter und Frank wünschten mir noch viel Spaß und Erfolg für die restlichen 33 Km.

Ein wenig traurig war ich schon und musste auf der restlichen Strecke immer wieder daran denken, dass ich sie „zurücklassen“ musste. Aber ich wollte es ja schaffen und jetzt erst besonders für sie! Ich schloss mich also für die letzten beiden Etappen unserem Schlussläufer Wolfgang an, da wir uns gut kennen und ich nicht alleine laufen wollte. So gingen wir weiter. Wolfgang musste an einer Bushaltestelle kurz warten, den Grund dafür habe ich aber vergessen. ;) Er sagte zu mir: Lauf weiter, ich komm gleich wieder zu dir zurück. Also wanderte ich einfach weiter, die Füße bestanden gefühlt mehr aus Druck und leichtem Schmerz als aus etwas anderem. Ich legte jetzt sogar kürzere Joggingeinheitenein, um schneller voran zu kommen und meine Beine anders belasten zu können. Meine Stirnlampe ging bei Km 72 leider komplett aus, weshalb ich erstmal mit meinem Handylicht weiterlief. Ich hatte mir extra Ersatzbatterien eingepackt, aber dafür hätte ich meinen Rucksack ausziehen müssen und dafür fehlte mir irgendwie die Kraft. Bei ca. Kilometer 75 machte ich nochmal kurz Pause und sah 5 Min von mir entfernt zwei Teilnehmer mit hellem Licht näher kommen. Ich wartete so lange, bis ich hinter den beiden Männern wandern konnte, sodass ich mein Licht vom Handy nicht mehr benötigte. Irgendwann sagte mein Handy, dass wir links abbiegen sollten, aber den Weg konnte ich nicht wirklich erkennen. Jetzt wurde es auch wieder heller und Sylt zeigte sich von seiner schönen Seite. Ich lief einfach gradeaus runter nach Hörnum. Viele Teilnehmer kamen mir entgegen. Unter anderem traf ich Marco, ein bekanntes Gesicht unter unseren Teilnehmern, der sich sehr gefreut hat, mich zu treffen. Wir redeten kurz und als er mich noch darauf hinwies, dass ich eigentlich die Strecke falsch herum laufe, da ich ja den Weg nicht richtig mitbekommen habe, wurde es mir klar. Nun ja, dann muss ich das Feld halt von hinten aufräumen.

An der VPS 5 angekommen erwarteten mich Sabrina und Daniel vom Team und freuten sich, dass ich es schon soweit geschafft hatte. Gut verpflegt und unterstützt vom Team wartete ich auf Wolfgang, den ich abgehangen hatte. Da mir jetzt aber ein kleiner Teil der Strecke fehlte, hat Sabrina mir angeboten, die übersprungenen Kilometer zusammen zu laufen, damit ich nicht alleine laufen musste. Ich wollte mich ja auch selber nicht bescheißen und weniger wandern als die anderen. Also gingen wir gemeinsam los und wanderten entgegengesetzt der Streckenrichtung und drehten nach halber Strecke um und liefen wieder zur VPS 5 zurück. So hatte ich auch die 81 erwarteten Kilometer geschafft. Jetzt folgte die letzte Etappe, ich musste nochmal richtig kämpfen und mich aufrappeln. Wolfgang sagte nur mit einem Grinsen im Gesicht zu mir: Laufen wir jetzt die letzte Strecke gemeinsam oder rennst Du mir wieder davon? Nein keine Sorge, die letzten 19 Km wollten definitiv nicht mehr gejoggt werden. So gingen wir weiter, die zurückgelegte Distanz immer größer werdend und die noch vor uns liegende immer kleiner.

Die letzte Etappe war für mich mental die Schwierigste. Meine Füße und Beine wollten nicht mehr, ich ging einfach nur noch weiter und weiter. Die letzten Kilometer haben sich noch mal richtig schön gezogen. Sylt wollte mich einfach nicht mehr gehen lassen, dachte ich. Auf der letzten Etappe war die ein oder andere Parkbank mein Freund. Jede Pause tat richtig gut aber umso schwieriger wurde das Aufstehen. Wolfgang und ich gingen weiter und weiter. Wir erreichten das 90 Kilometer-Schild. Kilometer für Kilometer und immer weiter zum Ziel! Wir wanderten nochmal durch kleinere Waldstücke und neben Schafen her, die uns gemütlich und Gras kauend zuschauten, wie wir uns Richtung Westerland zurück schleppten. Auf den letzten vier Kilometern trafen wir noch auf einen jungen Mann und eine junge Frau, mit denen wir uns gut unterhalten haben. Wir konnten noch viel lachen und ich glaube wir waren alle froh, uns kurz vor dem Schluss etwas ablenken zu können, da uns so die Kilometer leichter fielen.

Auf meinem Handy erreichten mich immer mehr Nachrichten vom Team, das sie sich auf mich im Ziel freuen. Nur noch zwei Kilometer und es folgte das Schönste des gesamten Megamarsches. Ich bekam einen Anruf und wer war dran? Frank und meine Mama. Sie warteten schon auf mich und jubelten mir zu. Ich habe mich so riesig gefreut, sie wiederzusehen. Sie gingen die letzten Kilometer mit mir zusammen. Die letzten Meter liefen sich wieder so schön leicht wie am Anfang. Der Euphorie sei Dank! Somit konnte ich doch noch mit meinen Wanderbuddies ins Ziel laufen, auch wenn ich alleine durch den Zielbogen laufen musste. Und dann die letzte Mini-Hürde, die letzten Treppen vor dem Ziel. Einmal den Deich hoch und wieder runter. Den Blick aufs Meer gerichtet, nochmal eine frische Brise genossen und die letzten Meter zusammen mit Wolfgang sogar doch noch mal gejoggt. An der Promenade warteten schon Finisher und Sylt-Bewohner auf uns, sie jubelten uns zu und beglückwünschten uns. Was ein tolles Gefühl! Und da war sie: Die Musikmuschel, unser Ziel nach 100 Kilometern erreicht. Die ganzen letzten 20 Kilometer habe ich mir vorgestellt, wie es sich anfühlen wird, das Ziel zu erreichen. Aber dann wirklich den eigenen Schweinehund überwunden zu haben und einmal die eigene Messlatte höher gesetzt zu haben, ist ein Wahnsinns-Gefühl, was man einfach erlebt haben muss und so kaum vorstellbar ist.



Der Megamarsch hat mir ein weiteres Mal gezeigt, wie wichtig es ist, ein Ziel vor Augen zu haben und für etwas zu kämpfen. Nach jedem Tief folgt das Hoch und dafür dann umso schöner! Ich habe meine Komfortzone verlassen, meinen Sportsgeist gestärkt und 100 Km mehr in den Füßen als die meisten anderen Menschen. Nun freue ich mich jeden Tag im Büro, wenn ich mich an meinen Schreibtisch setzte und meine Medaille vom Megamarsch Spezial Sylt 2019 betrachten darf.


Danke für diese MEGA Erfahrung! Danke an meine Mama und Frank, Danke an Wolfgang und Danke an meine Kollegen! Ohne Euch wäre ich nicht so weit gekommen!!!


Timo hat 2022 ebenfalls den Megamarsch Sylt gefinished und wie das abgelaufen ist, könnt Ihr in diesem Blogbeitrag nachlesen: https://www.megamarsch.de/post/timo-beim-megamarsch-spezial-sylt-eine-medaille-für-oma

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